Enzyme: die Arbeiter in unserem Körper
Enzyme steuern alle Stoffwechselprozesse im menschlichen Organismus, von der einfachen Verdauung bis zur hochkomplexen Immunreaktion. Enzyme sind die Arbeiter und die Lebenskraft des menschlichen Körpers. Der regelmäßige Verzehr von Enzymen und enzymreichen Lebensmitteln gilt deshalb als ein Schlüssel zu einer lebendigen Gesundheit, zur Vorbeugung von Krankheiten und zum Anti-Aging-Prozess. Bereits im angeborenen Immunsystem von Neugeborenen sind es die von der Mutter mitgegebenen Enzyme und Antikörper, die den weiteren Immunerwerb und die Abwehr steuern. Enzyme ermöglichen unsere Fortpflanzung und sind an der Regulierung von Entzündungen sowie der Wundheilung beteiligt. Jede Zelle in unserem Körper benötigt Enzyme für ihre biochemischen Funktionen. Entsprechend kann ein Mangel an Enzymen den Alterungsprozess beschleunigen und die Ursache gesundheitlicher Probleme sein.
Verdauungsenzyme
Bei der Verdauung bedient sich der Körper einer Vielzahl von Enzymen, um Makronährstoffe (Proteine, Fette und Kohlenhydrate) in ihre kleineren Bestandteile zu zerlegen. Die Proteine (Eiweiße) in der Nahrung werden im Magen und vor allem Dünndarm durch eiweißspaltende Enzyme (Proteasen und Peptidasen) in einzelne Aminosäuren oder kurze Ketten aus wenigen Aminosäuren (Oligopeptide) zerlegt. Diese können dann über die Darmwand resorbiert werden.
Prolin ist eine Aminosäure, für die unser Körper selbst kaum über eigene Spaltenzyme verfügt. Prolin ist Bestandteil von Gluten, dem „Klebereiweiß“ aus Getreideprodukten. Prolin ist dafür verantwortlich, dass Gluten nicht einfach verdaut werden kann und bei vielen Menschen von einer Gluten-Sensitivität bis hin zu chronischen Darmentzündungen (Zöliakie) führt. Durch die Entzündungsreizungen können in der Folge fehlgeleitete Immunreaktionen auf Gluten auftreten, sogenannte Autoimunreaktionen, die das Beschwerdebild weiter triggern.
Die Spezialität von Prolyl-Oligopeptidase ist die Spaltung besonders resistenter Prolin-Verbindungen, mit denen sich Fremdeiweiße, wie sie z. B. in Viren und Bakterien, aber auch im schwer verdaulichen Gluten vorkommen, vor der körpereigenen Abwehr und Verdauung schützen.
Prolyl-Oligopeptidasen spalten Prolin
Vom menschlichen Organismus produzierte gastrointestinale Proteasen wie Pepsin im Magen oder Trypsin und Chymotrypsin im Dünndarm, die der Eiweißverdauung dienen, sind nicht in der Lage, Nahrungsproteine mit hohem Prolingehalt abzubauen, wie sie die schwer verdaulichen Prolamin-Verbindungen in Getreiden aufweisen. Gluten, das auch als „Kleber“ oder als „Kleberprotein“ bezeichnet wird, hat zähelastische Eigenschaften, die aus Sicht der Brotindustrie die Schnittfestigkeit und damit die technologische Qualität von Brot erhöht. Deshalb wurden insbesondere Getreidearten wie Weizen und Roggen bewusst auf einen hohen Gluten-Gehalt gezüchtet. Das hat dazu geführt, dass immer mehr Verbraucher Wege zu einer glutenarmen Ernährung suchen.
Prolyl-Oligopeptidasen können auch hartnäckige Peptide oder Prolamine knacken, da sie auf die Spaltung solcher Prolinverbindungen spezialisiert sind. Getreide produzieren einerseits Prolamine, die schwer gespalten werden können, sowie andererseits Amylase-Trypsin-Inhibitoren, welche die Zucker und Proteinverdauung durch Enzyme des Dünndarms hemmen. Und warum tun sie das? Ganz einfach: um Fressfeinde abzuwehren. Im Gegensatz zum Apfel, der wegen der weiteren Verbreitung über seine Kerne gerne von Mensch und Tier gefressen werden will, sieht uns der Weizen als Parasit oder Räuber und versucht, uns über solche Abwehrstoffe gegen Fressfeinde im wahrsten Sinne des Wortes das Leben schwer zu machen. Prolamin-Peptide sind u. a. für Glutensensitivität, Glutenunverträglichkeit bis hin zu schweren Dünndarmerkrankungen wie etwa der Zöliakie verantwortlich. Die Industrie nutzt daher solche Prolyl-Oligopeptidasen seit langem zur Produktion von Lebensmitteln wie glutenfreiem Bier und glutenfreien Backwaren.
Zöliakie & Glutenunverträglichkeit
An Zöliakie leiden weltweit etwa achtzig Millionen Menschen. Die entzündliche Erkrankung des Dünndarms ist für die Betroffenen eine lebenslange große Last und sogar vererbbar. Zöliakie wird durch die Aufnahme von Weizengluten, respektive Gliadin und ähnlichen Peptiden aus anderen Getreidesorten wie Gerste (Hordein), Roggen (Sekalin) oder Mais (Zein) ausgelöst. Gluten ist als „Klebereiweiß“ auch für die beliebten Backeigenschaften von Getreide verantwortlich. Gluten ist die allgemeine Bezeichnung, welche die Familie dieser Prolamin-Glykopeptide zusammenfasst. Sie zeichnen sich alle vor allem durch einen hohen Anteil an den Aminosäuren Prolin und Glutamin aus, wobei die erstere sehr schwer metabolisierbar und darüber hinaus noch immunreaktiv ist und das Dünndarmepithel angreift.
Vom Gewebeprofil ist die Zöliakie neben oft schleichenden Entzündungen durch eine Abflachung der Dünndarmzotten und größere Einsenkungen in die Darmschleimhaut gekennzeichnet. Sie führen zu einem Verlust der Resorptionsfläche bei der Nahrungsaufnahme. Dies mündet sehr häufig in einer Malabsorption von Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien und zieht ein erhöhtes Risiko einer Reihe multipler Krankheiten nach sich. Die Patienten „verhungern“ quasi beim Essen. Doch nicht nur die degenerative Form der Zöliakie, auch die leichteren Formen der Glutensensitivität bzw. der Glutenunverträglichkeit können Symptome wie Durchfall, Bauchschmerzen oder Blähungen und Müdigkeit hervorrufen. Da die eigentliche Zöliakie häufig diagnostisch nicht erfasst wird, bleibt mit Blick auf die Glutenunverträglichkeit eine hohe Dunkelziffer nicht identifizierter Fälle, die vor sich hinschleichen.
Glutenfreie Ernährung
Der zentrale und weltweit anerkannte therapeutische Eckstein für durch Getreide-Prolamine verursachten Beschwerden ist eine strikte glutenfreie Diät. Sie gilt als einzige wirksame Maßnahme zur Behandlung der Zöliakie und der Verbesserung der sie begleitenden Komorbiditäten. Als diätetische Grundsatz-Maßnahme einer glutenfreien Ernährung eignet sich sehr gut die glutenfreie ketogene Diät, wie sie Dr. Reinwald mit seinem Programm entwickelt hat. Allerdings ist eine Diät allein nicht immer zielführend, da viele Menschen selbst auf kleinste Mengen dieser immunreaktiven und Entzündungen erzeugenden Prolamine oftmals heftig reagieren und diese darüber hinaus in vielen anderen Produkten wie Lippenstiften, Medikamenten, Softdrinks, Würzmitteln oder gar Nasensprays enthalten sind. Prolyl-Oligopeptidasen wie sie in ProZYM plus enthalten sind, können eine glutenfreie Diät optimal ergänzen und zugleich als Vorbeugung für eine bessere Verwertung und Spaltung der Prolamine in Getreiden ebenso wie aus anderen, glutenhaltigen Produkten dienen.
Hinweise zu ProZYM plus
Aus bestimmtem Grund haben wir eine magensaftresistente Verkapselung gewählt. Wir wollen möglichst viel Prolyl-Oligopeptase erst im Dünndarm zur Entfaltung bringen, um die systemische Wirkung zu verstärken. Es liegt in der Natur der Prolyl-Oligopeptidase nicht nur belastende Prolinverbindungen im Dünndarm, sondern auch systemisch im gesamten Organismus (wie im Beitrag des Enzyms zur Unterstützung der Immunabwehr über den o. g. RAAS-Mechanismus) sowie auch direkt in den Geweben oder im Blut abzubauen. Deshalb weisen wir darauf hin, dass Prolyl-Oligopeptidase aufgrund seiner proteolytischen Funktion auch blutverflüssigende Eigenschaften hat und die Wirkung blutverdünnender und gerinnungshemmender Arzneimittel verstärken kann.
Zusammen mit den Enzymen Serrapeptase und Nattokinase ergeben sie ein ideales Team, da die anderen Serinproteasen eher auf größere Peptidstrukturen abzielen, während Prolyl-Oligopeptidasen ihre Spalteffizienz bei den kleineren Prolin-haltigen Peptiden haben. Das ist ein wenig wie Steine zermahlen: zuerst erzeugen wir Schotter, dann Splitt und schließlich Steinmehl.
Mariendistel als Cofaktor
Die Mariendistel ist eine seit Jahrtausenden bekannte Nutz- und Hausmittelpflanze. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung hat man sie zunehmend als Unkraut betrachtet, weil sie der modernen, hochtechnisierten Landwirtschaft im Wege steht und mit vielen der gebräuchlicheren und weitaus ungesünderen Getreidesorten um Wasser und Nährstoffe konkurriert. Die stachelige Pflanze enthält einen hohen Anteil an Bitterstoffen. Wie der Löwenzahn gehört sie zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Und wie der Löwenzahn ist sie traditionell den leberschützenden Pflanzen zugeordnet.
Im Volksmund verschiedener Regionen nennt man die Mariendistel auch Christuskrone, Venus- oder Heilandsdistel. Der im Christentum geläufige Bezug zur „Milch“ Marias, wie er in seiner englischen Bezeichnung als milk thistle noch deutlicher wird, bezieht sich auf eine Legende, nach der die weißen Adern, die durch die Blätter der Pflanze verlaufen, durch einen Tropfen der Milch aus der Brust der Mutter Jesu entstanden sind. Bis zur Neuzeit wurde die Mariendistel vor allem als Nahrungsquelle angebaut. Die Wurzeln können nach ausreichender Wässerung und Verringerung der Bitterstoffe als Gemüse gegessen werden. Die Blütenhüllen werden wie Artischocken zubereitet, daher auch der im Französischen geläufige Name Artichaut sauvage (Wilde Artischocke). Die geschälten Stängel nutzte man als eine Art Spargelsalat und die Blätter (natürlich ohne Stacheln) als Salatgrün oder Kraut. Sogar die gerösteten Früchte brühte man als Kaffeeersatz oder verwendete sie mit Meersalz gemischt als Gewürz.1 2 Auch in der Nutztierfütterung fand die Pflanze Verwendung. In Teilen Englands und Schottlands wurden die Blätter in großem Umfang als Futter für Rinder und Pferde verwendet.
Mariendistel ist ein Superfood
Die Mariendistel war aber nicht nur eine wichtige Nahrungsquelle. Aus antiken Dokumenten geht hervor, dass die Mariendistel im Mittelmeerraum bereits vor etwa 2000 Jahren schon als „Heilpflanze“ verwendet wurde. Sie wurde vor allem wegen ihres starken Leberschutzes bei Vergiftungen eingesetzt. Theophrastus von Eresos (ca. 371 bis 287 v. Chr.), ein griechischer Naturphilosoph und bedeutender Schüler von Aristoteles, war der erste, der die Pflanze namentlich kennzeichnete. Er nannte sie in Anlehnung an den geraden Stamm der Pflanze, die in den Mittelmeerländern sehr hoch wachsen kann, Ptérnix. Dioskurides, ein griechischer Arzt aus dem 1. Jhdt. n. Chr. gab ihr den heute noch geläufigen botanischen Namen Sillybon. Er empfahl sie in seiner Materia Medica u. a. gegen Schlangenbisse und andere Formen der Vergiftung. Plinius der Ältere, ein römischer Verwaltungsbeamter und Universalgelehrter, beschreibt in seiner Enzyklopädie zur Naturkunde den mit Honig vermischten Saft der Pflanze als Mittel zur Verbesserung der Gallenausscheidung. Heute würden wir Leber-Galle-Darm-Funktionskreis oder enterohepatischer Kreislauf dazu sagen.
Von Plinius haben wir erstmals auch den lateinischen Namen Silybum überliefert. Doch erst im christlichen Mittelalter erhielt die Pflanze ihren heute noch gebräuchlichen Namen Mariendistel oder niederdeutsch Vrouwendistel, dessen Kennzeichnung dann in den botanischen Namen mit Silybum marianum oder synonym auch Carduus marianum einfloss. Historische Hinweise finden sich in den diversen Kräuterbüchern des Mittelalters, darunter auch die Empfehlung von John Gerard (1545 bis 612) zur Vertreibung der Melancholie und der „schwarze Galle“ sowie die Verwendung von Wurzeln, Kräutern und Blättern dieser Pflanze bei diversen Zipperleins, die mit einer schwächelnden Leberkraft in Verbindung gebracht wurden.
Inhaltsstoffe der Mariendistel
Die Mariendistel enhält eine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen, von denen die Wirkungen noch nicht vollständig erforscht sind. Am bekanntesten ist Silymarin: ein polyphenolischer Flavonolignan-Komplex aus sieben eng verwandten Substanzen: Silybin A und B, Isosilybin A und B, Silychristin, Isosilychristin und Silydianin sowie dem Flavonoid Taxifolin. Daneben enthält die Pflanze noch weitere Flavonoide wie z. B. Quercetin (von lateinisch quercus für Eiche), Dihydrokämpferol, Kämpferol und Apigenin. Außerdem finden sich Phytosterole und Tocopherole (Vitamin E) sowie fettes Öl mit immerhin bis zu ca. 30 %. Die Mariendistel hat dadurch einen hohen Anteil an Linolsäure (ca. 60 %), Ölsäure (ca. 30 %) und Palmitinsäure (7 bis 9 %). Erst kürzlich wurden weitere Inhaltsstoffe in der Mariendistel entdeckt, die ihre Bedeutung als Superfood unterstreichen: das Lanostan-Triterpen Marianin und Triterpenglykoside, die sog. Marianoside A und B. Triterpene spielen u. a. eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von Infekten.3
Die Ernährungswissenschaft erkennt inzwischen an, dass die Mariendistel auf gesunde Weise die Leber unterstützen kann. Ihre Effekte beruhen auf drei Säulen: der Stabilisierung der Leberzellmembran, der antioxidativen Wirkung sowie der Unterstützung bei der Leberzellregeneration.
Interessanterweise zeigen Flavonoide wie Apigenin, wie sie auch in zahlreichen Olivensorten oder dem tunesischen Weißen Ginster und vielen anderen Pflanzen vorkommen, nicht nur in der Mariendistel viele die Gesundheit unterstützende Eigenschaften, was die Ergebnisse vieler Pflanzen als Immunabwehr stärkend erklären würde.
*PPI (Protease Picomole International): gibt die Enzymaktivität an
Quellenangaben:
1 Leung AY and Foster S. Encyclopedia of Common Natural Ingredients Used in Food, Drugs & Cosmetic. John Wiley & Sons. 3. Auflage, S. 439-441.
2 Karkanis, Anestis et al: Cultivation of Milk Thistle (Silybum Marianum L. Gaertn.), a Medicinal Weed. Industrial Crops and Products 34, Nr. 1 (2011): 825–30.
3 Bäumler, Siegfried: Heilpflanzenpraxis heute – Arzneipflanzenporträts. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH; 3. Edition (2021).